Umweltzertifizierung „Grüner Hahn“

Am 26.06.2022 ist die Evangelische Kirchengemeinde Niederkassel mit dem „Grünen Hahn“ ausgezeichnet worden. Das Zertifikat und die entsprechenden Plaketten für alle drei Niederkasseler Kirchen hat Superintendentin Almut van Niekerk im Gottesdienst in der Auferstehungskirche der Gemeinde überreicht. Ausgestellt sind Zertifikat und Plaketten von der Evangelischen Kirche im Rheinland. Und so gesellt sich die Gemeinde Niederkassel nun zur Beueler Gemeinde – sie sind zwei von bisher erst elf Gemeinden mit Grünem Hahn. Die Landeskirche zählt 643 Gemeinden.

Der Grüne Hahn ist ein kirchliches Umweltmanagementsystem. Wie vorgesehen, hat sich die Niederkasseler Gemeinde – federführend ihr Nachhaltigkeitsausschuss – die Bewahrung der Schöpfung zur Kernaufgabe gemacht, Umweltleitlinien formuliert, speziell den Klimawandel als Herausforderung angenommen, eine Umweltbestandsaufnahme vorgenommen, eine kontinuierliche Verringerung der Umweltbelastung in Gang gesetzt und einen Umweltbericht erstellt.

Schönes Beispiel: Nachhaltigkeitspauschale für Freizeiten

Konkreter: Die Gemeinde hat beispielsweise zwei Garagendächer begrünt. Wobei das sehr praktisch ist, aber nur ein kleiner Teil. Folgenreich ist folgende Selbstverpflichtung: Niederkassel führt eine Nachhaltigkeitspauschale für Freizeiten ein. Um zum Beispiel biofaires Essen anzubieten oder mit der Bahn zu fahren, übernimmt die Gemeinde bis zu einem Zehntel der Kosten des Gesamtfinanzvolumens der Freizeit. So ermöglicht die Kirchengemeinde Nachhaltigkeit bei sozial fairen Teilnehmer-Beiträgen.

Diese Nachhaltigkeitspauschale sei zwar nicht besonders sichtbar aber absolut relevant, sagt Gemeindepfarrer Christoph Eidmann, der Vorsitzende des Nachhaltigkeitsausschusses. Der Theologe betont, dass die wirklich arbeitsreiche Zertifizierung nur mit Geduld und dem Einsatz vieler Ehrenamtlicher zu bewältigen war. „Ohne Ehrenamtliche wäre es nicht gegangen.“ Ihre verschiedenen Fachkompetenzen, ihre Zeit, ihre Ideen und ihren langen Atem brauchte es zum Gelingen.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Zu diesen Ehrenamtlichen gehört Martina Lorscheid, die Umweltbeauftragte der Kirchengemeinde Niederkassel. Im Blick auf die weitere praktische Umsetzung sagt sie: „Die geprüfte Bestandsaufnahme der Gebäude und des Gemeindelebens wird uns – unter Mithilfe des Grünen Datenkontos – bei der Analyse und der Auswahl sinnvoller Maßnahmen helfen und uns Orientierung auf dem Weg zur Klimaneutralität geben.“

Im Brief aus dem Düsseldorfer Landeskirchenamt zur Zertifizierung heißt es über Niederkassel: „Als Grüner-Hahn-Gemeinde ist sie ein Vorbild in der Evangelischen Kirche im Rheinland.“ Vorbild-Charakter – diesen Aspekt greift auch Superinten-dentin Almut van Niekerk gerne auf, die alle evangelischen Gemeinden dazu einlädt, sich um den „Grünen Hahn“ zu bemühen. Die Kirche verschreibt sich ja der Bewahrung der Schöpfung. Deshalb solle sie sich auch fragen, ob sie selbst diesem Ziel genügt. So trage sie dazu bei, dass auch kommende Generationen auf der Erde gut leben können.

Nächste Schritte

Dr. Katharina Stork-Denker, die Gemeindepfarrerin leitete den Gottesdienst am zur Übergabe von Zertifikat und Plaketten: „Wir freuen uns über die Verleihung des Grünen Hahns am Ende eines langen Zertifizierungsprozesses – aber eigentlich ist das erst der Anfang. Nun müssen konkrete Schritte folgen, die wir gemeinsam mit der Gemeinde gehen wollen.“

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die Grüner-Hahn-Zertifizierung wird immer nur auf Zeit verliehen. Und so ist auch das Niederkasseler Zertifikat befristet. Es gilt bis 2026. Dann ist neu zu schauen, welche weiteren Schritte umgesetzt werden konnten.

Anna Neumann, Kirchenkreis an Sieg und Rhein

 

Informationen der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR)

Arbeitsfelder
Mit dem „Grünen Hahn“ gibt es ein Umweltmanagementsystem, das speziell für die Anwendung in Kirchengemeinden und Einrichtungen geschaffen wurde. Die Evangelische Kirche im Rheinland setzt sich zum Ziel, die Anwendung des „Grünen Hahn“ in der eigenen Kirche zu verbreitern. Darin sieht sie eine Möglichkeit des schöpfungsgerechten Handelns, die glaubwürdig, nachhaltig und wirtschaftlich ist.

Glaubwürdiges Handeln
Wenn unsere Kirche den Gedanken der Bewahrung der Schöpfung weitergibt, soll sie sich auch fragen, ob sie selbst diesem Ziel genügt. Dafür braucht es glaubwürdiges und transparentes Handeln. Nachhaltige Entwicklung ist ein weltweit anerkanntes Leitbild. Die Kirchen haben dazu wichtige Impulse eingebracht. Wenn Kirche soziale, ökologische und wirtschaftliche Wirkungen eigenen Handelns erfasst, trägt sie dazu bei, dass auch kommende Generationen auf der Erde leben können.

Kirchengemeinden benötigen Energie
Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen verbrauchen Heizenergie, brauchen Strom und Wasser, emittieren Treibhausgase, verwalten Gebäude, kaufen Produkte. Umweltmanagementsysteme helfen dabei, Umweltentlastungen zu realisieren und betriebswirtschaftliche Einsparpotenziale aufzuzeigen.
Der „Grüne Hahn“ ist eine Methode, systematisch und kontinuierlich Umweltschutz zu betreiben. Sie ist speziell für Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen (Verwaltungen, Schulen, Bildungshäuser, u.a.) entwickelt und orientiert sich an den Vorgaben der Öko-Audit-Verordnung (EMAS – Eco-Management and Audit-Scheme) der Europäischen Union.

Aktive Beteiligung
Das kirchliche Umweltmanagementsystem bietet Chancen, sich aktiv zu beteiligen. Es kann ein wichtiger Beitrag zu einer kommunikativen Gemeindepraxis sein. Es richtet sich an alle, die gerne auch praktisch mit anpacken möchten, die die Verschwendung von Energie und Geld nur schwer ertragen und die gemeinsam mit anderen planmäßig und ergebnisorientiert Verbesserungsprozesse gestalten wollen. Denn konkretes Handeln zur Bewahrung der Schöpfung und zum Klimaschutz ist wichtig. Talente, Wissen und Können sind gefragt. Jede und jeder ist eingeladen, sich an dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu beteiligen. Die Evangelische Kirche im Rheinland unterstützt die Einführung des „Grünen Hahn“ durch Beratungen und Vernetzung.

Foto: Dihora
Das Foto zeigt die Übergabe der Umweltplaketten durch die Superintendentin (2. v.l.) im Juni 2022

"Bei Fragen zum "Grünen Hahn" sprechen Sie mich gerne an!"