
Kurzfassung der Chronik von 2007
Anfänge der Glaubensbewegung in der Reformationszeit
Schon vor mehr als 400 Jahren gab es im Gebiet der heutigen Stadt Niederkassel evangelische Gemeinden. Hinweise auf mögliche Vorläufer der ersten -bekennenden- evangelischen Pfarrer im Raum Niederkassel finden wir im 16. Jahrhundert lediglich in der damaligen Mondorfer Gemeinde. Der verheiratete Benedikt Hain, ein Zeitgenosse Luthers, hatte von 1537-1550 das Mondorfer Pfarramt inne. Von 1570 bis Anfang des 17. Jahrhunderts hatten bereits sechs evangelische Pfarrer in der Mondorfer Gemeinde gewirkt, die so etwas wie die Hochburg der Niederkasseler Evangelischen werden sollte. Von den ersten kennen wir nur die Vornamen: Ludovicum, Wilhelmum, Petrum mit dem Studtenfuss, Adamum. Von den weiteren Pfarrern in unserer Gemeinde kennen wir auch die Nachnamen und Amtszeiten: Für Mondorf waren es Gerhard Wirtz 1608-1610, Jakob Fischbach 1610-1617, Laurentius Nicolai 1617-1623, Andreas Holtz 1624-1637, Isaak Jakobi 1632-1661, für Niederkassel war es 42 Jahre lang Johannes Schreiner 1580-1622 und für Lülsdorf waren es Matthias Reicherzhoven 1612-1621 sowie Paulus Rindfleisch 1669.
An der Rheinschiene von Köln bis Honnef überlebten schließlich nur die reformierten Gemeinden von Mülheim am Rhein und Oberkassel. Die Oberkasseler Pfarrer haben die Fürsorge für die reformierten Familien in Mondorf und Schloß Lülsdorf in dieser Zeit übernommen.
Neuzeit
Trotz des 1913 gegründeten Chemiewerkes in Lülsdorf, das die Struktur des Ortes veränderte, blieb die Zahl der Evangelischen bis zum 2. Weltkrieg verschwindend gering. Die vereinzelten Protestanten vor dem 2. Weltkrieg und die nach 1945 nach Niederkassel verschlagenen evangelischen Familien wurden bis dahin von der Ev.Kirchengemeinde Troisdorf betreut. Die nach dem 2. Weltkrieg sich bildende evangelische Kirchengemeinde wuchs stetig. Zunächst wurde der Gottesdienst im Kasino der Feldmühle in Lülsdorf, in der katholischen Pfarrkirche in Niederkassel, der katholischen Volksschule und später in einer Werkhalle in Rheidt gefeiert.
Selbstständigkeit der Gemeinde
Am 1. April 1957 wurde die „Evangelische Kirchengemeinde Niederkassel“ durch Umwandlung des 2. Pfarrbezirks der Troisdorfer Gemeinde gegründet. Damit erhielten die Evangelischen eine selbstständige Gemeinde mit eigenem Pfarrer.
Auferstehungskirche

In den fünfziger Jahren beschloss die Kirchengemeinde Troisdorf den Bau einer Kirche mit Pfarrhaus. Kirche und Pfarrhaus, entworfen von dem Bonner Architekten Hans Thon, wurden feierlich am 11. Dezember 1955 eingeweiht. Nach weiten Anbauten 1959 bis 1961 wurde 1963 der mit 5 Glocken bestückte frei stehende Glockenturm nach dem Entwurf des Niederkasseler Architekten Otto Linke errichtet. Mit dem schlanken, unmittelbar an der Spicher Straße errichteten Glockenturm ist die Kirche weit über den Dächern der Stadt Niederkassel sichtbar. Das Innere des freundlichen und schlichten Kirchengebäudes, gestaltet von dem Architekten Christian Würker mit Orgelempore wird von einem Rundfenster über dem Portal, zarten bleiverglasten Chorfenstern und hohen Fenstern an den Traufen beleuchtet. Seit 1959 besitzt die Kirche eine 2-manuale Willi-Peter-Orgel. 1990 erhielt der Altarraum neues Mobiliar: Altartisch, Kanzel und Taufbecken. Die Kirche erhielt am 13. April 1998 den Namen „Auferstehungskirche“ und ist damit die älteste der evangelischen Niederkasseler Kirchen. Die 2004 erneuerten Fenster gestaltete der Glasmaler Günter Grohs aus Wernigerode. Der tonnengewölbte Innenraum der Kirche wurde 2007 restauriert und dem originalen Vorbild wieder angeglichen.
Unsere Pfarrer nach ihrer Amtszeit in chronologischer Reihenfolge:




seit 2005
Emmauskirche

Die Kirchengemeinde wuchs immer weiter, daher begannen die Vorarbeiten für ein neues Gemeindezentrum in Lülsdorf und Ranzel an der Berliner Straße im Jahre 1965. Die Landeskirche richtete deshalb zum 1. Juli 1970 eine zweite Pfarrstelle ein.
Am 25. Oktober 1970 wurde das von dem Architekten Otto Linke geplante eingeschossige Gemeinde- und Küsterhaus mit integriertem Kirchsaal feierlich eingeweiht. 1973 kam das Pfarrhaus dazu und 1978 der mit drei Glocken versehene Turm. Das ursprüngliche Eingangsportal aus Edelstahl mit Motiven kirchlicher Gemeinschaftsformen schuf die Künstlerin Ri Meuser von Eschmar und ziert die Wand des im Jahr 1997 errichteten Anbaus. Der durch einen Gruppenraum erweiterbare Kirchsaal ist mit schlichten, bleiverglasten Fenstern versehen. Das Gestühl gruppiert sich um Abendmahlstisch, Kanzel und Taufbecken aus den 1980er Jahren, die jeweils als Sechseck in hellem Eichenholz nach Entwürfen des langjährigen Ortspfarrers gestaltet sind. Die ursprünglichen Flachbauten wurden 1986 durch Walmdächer erhöht und mit einem Kreuz versehen. Die Kirche ist seit 1980 nach dem Ort Emmaus bei Jerusalem benannt, wo der auferstandene Christus von seinen Anhängern beim Brotbrechen wiedererkannt wurde. 1990 wurde eine 1-manualige Peter-Orgel errichtet.
Unsere PfarrerInnen nach ihrer Amtszeit in chronologischer Reihenfolge:





seit 2014
Maria-Magdalena-Kirche

Der Zuzug evangelischer Bevölkerung aus der Umgebung hielt an und stieg nach Verbesserung der Verkehrsverhältnisse steil an. In der Zeit von 1967 bis 1974 begannen die Vorarbeiten für ein neues Gemeindezentrum u.a. mit Grundstückskäufen. Mit der Planung eines neuen Kirchenzentrums wurde am 24. August 1979 der Architekt Otto Linke beauftragt und später eine dritte Pfarrstelle eingerichtet. 1982 erfolgte die Grundsteinlegung, die feierliche Einweihung des Gemeindezentrums fand am 10. Dezember 1983 statt. Die Kirche erhielt am 12. April 1998 den Namen „Maria-Magdalena Kirche“.
Das Gemeindezentrum, ein verklinkerter Winkelbau, umrahmt zusammen mit Pfarrhaus, Küsterwohnung und kirchlichen Räumen einen Platz, der durch geschickte gärtnerische Gestaltung mit den Bauelementen eine angenehm strukturierte Einheit bildet.
Der schlicht ausgestattete, backsteinsichtige Kirchensaal der Maria-Magdalena Kirche überrascht durch farbenfrohe Buntglasfenster im Pyramidendach, zwischen Dach und Seitenwänden und an den Wänden seitlich des Altars. Eines davon symbolisiert als sonnendurchflutetes Ährenfeld das Abendmahl, ein anderes mit blauen Wassermotiven die Taufe. An der Orgel mit schlichten Holz- und Zinn-Prospektpfeifen kann ein reiches Repertoire der Orgelliteratur in Gottesdiensten und Konzerten kontrastreich aufgeführt werden. Die Fenster entwarf Fritz Lauten, ein künstlerischer Enkel Jan Thorn-Prikkers.
Unsere Pfarrer nach ihrer Amtszeit in chronologischer Reihenfolge:


Ergänzende Hinweise und Berichte aus der Geschichte unserer Gemeinde sind willkommen, damit dieses Wissen erhalten bleibt. Es hilft, die Generationen zu verbinden.
Benutzte und weiterführende Quellen:
1. Annales Ecclesiastici von 1663
2. Schulte, Helmut : Ein kurzes Aufflackern, Die reformatorischen Bewegungen im Niederkasseler Raum, in: Niederkasseler Hefte Nr. 4 von 1994.
3. Dietrich Leist: Darstellung der früherem Geschichte des Protestantismus – ein Beitrag aus dem Jahre 1987
4. D.Hörolt/W.Joch: Evangelische Kirchen und Gemeinden der Kirchenkreise Bonn, Bad Godesberg und An Sieg und Rhein
5. Helmut Schulte: Gotteshäuser in der Stadt Niederkassel, 2001
6. H.Köhren-Jansen: Evangelische Kirchen und Gemeinden
Downloads:
- Kurzfassung der Chronik unserer Gemeinde zum Download
- Chronik der Evangelischen Kirchengemeinde Niederkassel 2007 zum Download
- Darstellung der früheren Geschichte des Protestantismus in Niederkassel – Ein Beitrag von Dietrich Leist aus dem Jahre 1987 zum Download
- Nachruf Dietrich Leist +22.12.2020 zum Download