Partnerschaft Indonesien

Eine Partnerschaft umspannt die Welt

 Seit 2003 mit den Bibelfrauen in Eben Eser verbunden

Wenn ich dem Begriff „Arbeit der Bibelfrauen in Eben Eser“ begegne, geht es mir wie vermutlich vielen in der Gemeinde: Irgendwie ist das schrecklich weit weg.
Da pflegt unsere Gemeinde seit über zehn Jahren eine Partnerschaft mit den Bibelfrauen in Eben Eser. Das Presbyterium leistet finanzielle Hilfe und unterstützt und fördert die Arbeit dort. Im Gottesdienst wird regelmäßig eine Kollekte für die Bibelfrauen gesammelt, an jedem dritten Sonntag im Monat. Und der Büchertisch in der Maria-Magdalena-Kirche spendet seine Erlöse für Eben Eser.

Warum tun wir das in unserer Gemeinde?

Ein Gesprächsabend der Gruppe „Gott und die Welt“ im Juni 2015 beleuchtete die kirchliche Partnerschaftsarbeit und die Entwicklungszusammenarbeit. Pfarrerin Stork-Denker gab einen Überblick über das Projekt und die Arbeit des Partnerschaftsausschusses, der mit Laien und der Pfarrerin besetzt ist. Gast am Gesprächsabend war Pfarrer i.R. Hartmut Domay, der fast 30 Jahre als Gemeindepfarrer in der Entwicklungs- und Partnerschaftsarbeit tätig war und heute ehrenamtlich bei Oikocredit arbeitet. Er berichtete über die Missions- und Partnerschaftsarbeit der rheinischen Kirche mit Indonesien.

Von Patenschaft zur Partnerschaft

Die protestantische Toba-Batakkirche (offizieller Name: Huria Kristen Batak Protestan = HKBP) ist mit ca. vier Millionen Mitgliedern die größte protestantische Kirche Indonesiens. Gegründet wurde sie im 19. Jahrhundert durch den deutschen Missionar Ludwig Nommensen. Seine Theologie und Frömmigkeit prägen bis heute die Gemeinden in Indonesien. Die Entwicklung führte von reiner Mission über Patenschaften bis hin zu Partnerschaften, in denen man sich heute auf Augenhöhe begegnet und voneinander lernen möchte.

Was und wo ist Eben Eser?

Eben Eser, so heißt das Zentrum der Bibelfrauen in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Pemantang-Siantar im Norden Sumatras. Es ist ein etwa drei Hektar großes Gelände, das den Bibelfrauen gehört. In einem großen Garten mit Blumen und Ertrag einbringenden Ölpalmen liegt ein Haus für pensionierte Bibelfrauen und für alte und pflegebedürftige Menschen, die sonst nicht versorgt wären.

Mit Unterstützung unserer Gemeinde ist ein großes Haus der Begegnung gebaut worden für Jugend- und Frauengruppen und für die Fortbildung der Bibelfrauen in Pädagogik, Sozial- und Entwicklungsarbeit.

Was ist eine Bibelfrau?

Bibelfrauen haben eine Ausbildung, in der Arbeitsinhalte einer Gemeindeschwester, einer Pastorin und einer Sozialarbeiterin enthalten sind. Sie kümmern sich in den überwiegend sehr armen Gemeinden im Norden Sumatras um Kinder, Jugendliche und Frauen, sind für alle Nöte der Kinder und Frauen zuständig und oft die einzigen, die versuchen etwas zu verändern. Sie leiten Kinder- und Erwachsenengottesdienste. Sie bilden Frauen aus den umliegenden Orten in Kursen weiter, damit die  Frauen selbst zur Erhöhung des Einkommens ihrer Familie beitragen können. Sie schulen Frauen in Hygiene und landwirtschaftlichen Fragen und leisten Kinder- und Jugendarbeit.
Die Bibelfrauen gehören der protestantischen Toba-Batakkirche an und haben alle auch in den Dörfern oder den Armenvierteln der großen Städte gearbeitet.

Wie ist die Kirchenpartnerschaft geregelt?

Im November 2003 beschloss das Presbyterium, eine Partnerschaft mit den Bibelfrauen in Eben Eser einzugehen und unterstützt seither das Projekt des Bibelfrauenzentrums. Der aktuelle Partnerschaftsvertrag umfasst den Zeitraum 2014 bis 2018.

Wie wird Kontakt gehalten?

Es werden Briefe geschrieben und E-Mails, am 31. Oktober jeden Jahres wird ein Partnerschafts-gottesdienst gefeiert. Zudem gibt es gegenseitige Besuche, die die Partnerschaft mit Leben füllen.

Was gewinnen wir mit der Kirchenpartnerschaft?

Die Kirchengemeinde steht damit in einer weltweiten ökumenischen Beziehung. Wir können erfahren, wie christliches Leben unter ganz anderen Bedingungen als bei uns stattfindet – im größten Inselstaat der Erde, beidseits des Äquators im feuchten Tropenklima gelegen, mit mehr als 17.000 Inseln und 240 Millionen Einwohnern, von denen etwa 85 Prozent Muslime sind und 9 Prozent Christen, wo es eine große Kluft zwischen Arm und Reich gibt, und wo der ressourcenorientierte Umgang mit Natur und Umwelt kaum im Blick ist.
In der Partnerschaft wird Anteil genommen an wichtigen Ereignissen und Projekten auf beiden Seiten.

Und es wird füreinander gebetet – in den Gottesdiensten unserer Gemeinde und bei den Bibelfrauen in Eben Eser, die uns in ihre Gebete einschließen.

Wie kann es weitergehen?

Im Sommer 2014 wurde ein dreijähriges Jugendaustauschprogramm abgeschlossen – mit gemeinsam erstellter Konzeption im Jahr 2012 in Niederkassel, dem Besuch junger Frauen aus Niederkassel in Eben Eser im Jahr 2013 und schließlich dem Besuch indonesischer Bibelfrauen in Niederkassel im Sommer 2014. Diese internationale Begegnung brachte den Beteiligten viele eindrückliche, vielseitige, begeisternde und bewegende Erfahrungen.

In Juli 2015 fanden Kontakte in Form von Konsultationen in Indonesien statt. Dort trafen sich Vertreter der rheinischen und westfälischen Landeskirche und der Partnerkirche aus Indonesien. Unsere Gemeinde war dabei auch vertreten. Für 2016 ist ein Besuch der Bibelfrauen in Niederkassel geplant.

Aber es sind hier immer nur recht  wenige Menschen aktiv und interessiert beteiligt. Liegt es an mangelnder Transparenz über das, was vor Ort im Einzelnen geschieht? Liegt es daran, dass das Thema Indonesien schwerer zu vermitteln ist als z. B. Afrika? Liegt es daran, dass die Partnerschafts-arbeit auf zu wenigen Schultern ruht? Es gibt viele Fragen.
Über der Partnerschaftsvereinbarung steht das Bibelwort aus Römer 12,12: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

Heidrun Bader

Partnerschaftskonsultation und Besuchsreise in Indonesien

„Kirche wird zum Segen“ – unter diesem Titel fand vom 13. bis 18. Juli 2015 eine internationale Partnerschaftskonsultation zwischen der Christlich-Protestantischen Toba-Batak-Kirche (HBKP), der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) statt. 60 Delegierte aus elf Partnerschaften diskutierten fünf Tage lang auf der Insel Samosir, Nordsumatra, über die zukünftigen Schwerpunkte ihrer Partnerschaften. Am Ende der Konsultation wurde eine Partnerschaftsvereinbarung verab-schiedet, die gemeinsame Themen für die nächsten fünf Jahre festlegt sowie die Bedeutung des Geldes und die Gestaltung gemeinsamer Projekte innerhalb von Partnerschaften festlegt.
Als Vertreter unserer Kirchengemeinde haben Renate und Klaus Mews an der Partnerschafts-konsultation teilgenommen. Zur Vor- und Nachbereitung der Konsultation besuchten sie unsere Partner, die Bibelfrauen im Bibelfrauenzentrum Eben Eser. Hier konnten sie vielfältige Eindrücke über die Arbeit der Bibelfrauen gewinnen und sehen, wie Kirche dort für andere zum Segen wird – auch durch unsere und Ihre Unterstützung!

Unmittelbar nach der Reise schildert Renate Mews ihre Eindrücke:

Mein Mann Klaus und ich sind seit ein paar Tagen wieder zu Hause in Niederkassel ,aber unser Herz ist noch in Indonesien!
Nach einem Hinflug mit Hindernissen, wie z.B. mehrmals Umsteigen, Übernachten in Kuala Lumpur, Koffer verschwunden, Durchsuchen des Gepäcks mit Fragen (z.B.:Warum haben Sie so viele Dinge dabei, wollen Sie die hier verkaufen?) sind wir von einigen Bibelfrauen mit Transparenten und Gesang empfangen worden.
In der Flughafentoilette verschönerten wir uns, da es gleich weiter zu einer typischen Batak-Hochzeit ging, die Pfarrer Gehring mit seiner indonesischen Ehefrau und etwa 1.000 Gästen feierte. Nach Einzug der Brautleute unter Musik und Gesang, wurde eine Andacht gehalten, dann gab es die Geschenke der Familien an die jeweils andere Seite: Gebratenen Goldfisch und gekochten Wasserbüffelkopf. Daneben konnten andere Speisen symbolisch ersteigert werden.
Das Essen war vielseitig, zum Teil sehr scharf, wir wurden aber immer aufgeklärt, was wir lieber meiden sollten.
Zum Glück tauchte unser Koffer wieder auf, der geöffnet wurde. Wieder mussten Fragen beantwortet werden. So erzählten wir von Eben Eser, von der Arbeit, die die Bibelfrauen machen wie: Unterricht über Müllvermeidung für Kinder und Erwachsene, Weiterbildung für Bibelfrauen, Kindergottesdienste und Weltgebetstage für Erwachsene und Kinder (mit 600 Teilnehmenden) leiten, Ruhe-Suchenden einen Platz geben, Hilfe zur Selbsthilfe, hauptsächlich für Frauen, Betreuung der Senioren-Bibelfrauen und mehr.
Ein Beamter war auch Christ, der mit unserem „Kirchen-Geschenk“: Hirte, Kamel, Schafen für die Weihnachtskrippe, etwas anzufangen wusste. Er meinte, dass wir ein großes Herz hätten für indonesische Menschen, da wir noch so viele andere Geschenke dabeihatten: Spenden von Menschen, die an der Arbeit der Bibelfrauen interessiert sind und ihnen und den von ihnen betreuten Kindern und Senioren eine Freude machen möchten mit Spielzeug, Kosmetikprodukten oder Tischdecken.
In Eben Eser nahmen wir am täglichen Leben teil, mit gemeinsamen Andachten und Mahlzeiten. Wir besuchten die Senioren-Bibelfrauen und erfuhren einiges über ihr Wirken in früheren Zeiten. Wir lernten viele Mitarbeiter von Eben Eser zu Hause kennen: Frauen, die kochen, putzen, den Seniorenbibel-Frauen beim täglichen Leben helfen, Männer, die im Garten arbeiten und bei der Palmölernte helfen. Die Bibelschule in Lagobuti bot interessante Einblicke in den Schulalltag der Auszubildenden.

Wir besuchten einige Gottesdienste und Bibelarbeiten in anderen Gemeinden, waren von der Frömmigkeit und dem begeisterten Singen beeindruckt. Anschließend beantworteten wir immer viele Fragen: Werden bei euch auch die Kirchen leerer? Warum gehen weniger Jugendliche in die Kirche? Ist das in Deutschland auch so? Könnt ihr uns auch eine Partnerschaft besorgen?

Ein Höhepunkt war für uns das Treffen mit sechs jungen Bibelfrauen, die im vergangenen Jahr hier in Deutschland waren. Sie berichteten, was sie alles in die Wege geleitet hatten: Kindergruppen wurden gegründet, in denen gespielt, gebastelt und über Müllvermeidung geredet wird, (praktizierte Anwendung und Weiterverwendung inklusive). Frauengruppen wurden errichtet, in denen über häusliche Gewalt gesprochen werden kann. Bibelfrauen und manchmal auch Pastoren begleiten diese Gruppen.

Es wird dafür gesorgt, dass die Kirche und Umgebung sauber und rauchfrei bleibt. Viele Menschen haben Respekt vor der Arbeit der Bibelfrauen und sind bereit, zu lernen.

Eine junge Bibelfrau sagte den für uns eindrücklichen Satz: „Ihr habt nicht nur eine Partnerschaft mit Eben Eser, sondern mit vielen Bibelfrauen. Jede von uns arbeitet in vier bis fünf Gemeinden und verbreitet dort, was wir in Eben Eser und bei euch gelernt haben. So strahlen wir vieles aus und die Menschen können lernen und einiges weitergeben!“

Im nächsten Gemeindebrief werde ich über die Konsultation vom 13.07.-17.07. auf der Insel Samosir im Tobasee, Indonesien berichten.              Renate Mews